Antenne für die Ewigkeit

Golden glänzt die Kugel mit dem Kreuz vom frisch renovierten Turm der Auferstehungskirche.
Bildrechte Andrea Pitsch (Hersbrucker Zeitung)
Renovierung des Turms der Hersbrucker Auferstehungskirche ist abgeschlossen

Kurz vor zehn Uhr füllt sich das schlichte, elegante Kirchenschiff mit Gläubigen und Gästen. "Wir haben bewusst keinen großen Festgottesdienst gemacht, sondern einen für die Gemeinde und die vielen beteiligten Handwerker", erklärt Pfarrer Thomas Lichteneber. Sowie für die rumänisch-orthodoxe Gemeinde unter Pfarrer Arsenie Bejan, die in der Auferstehungskirche ihre Heimat gefunden hat.

Doch etwas ist ungewohnt; die Glocken ertönen nicht, sondern nur die Orgel eröffnet beschwingt und sonor den Gottesdienst. Der Grund: Während der Renovierung, die von Frühjahr 2021 bis Mitte Oktober gedauert hat, konnten sie wegen der Arbeiten nicht läuten. Nun werden sie wieder in den Dienst gestellt.

Zuerst wird die helle Glocke angeläutet, dann die dunklere, schwerfälligere. "Seit über 500 Jahren verbreiten sie die frohe Botschaft, rufen die Menschen zum Gebet und haben ihre Schwingungen therapeutische Wirkung", sagt Lichteneber beeindruckt. Er weiß das aus dem Glockengutachten von Gerd Hennecke. Er fand heraus, dass das erste Exemplar aus dem 14. Jahrhundert aus Velden stammt und die Kollegin um 1500 ursprünglich einmal für die Stadtkirche gegossen worden war.

Passend zum Anläuten bringt Hennecke, zugleich Kirchenmusikdirektor in Sulzbach-Rosenberg, "Big Ben" von Jean Marie Plum auf die Orgel und trägt mit seinem virtuosen Spiel zu diesem besonderen Gottesdienst bei. "Möge ihr Klang die Sehnsucht nach dem himmlischen Reich wecken", wünscht Lichteneber den beiden Glocken, die nicht hergerichtet wurden. Dafür aber mit einem neuen, reibungslosen Antrieb bestückt worden sind: Sie schwingen nun über Magnetresonanztechnik.

Das war nur ein Kostenpunkt der knapp 250 000 Euro, die die Kirchengemeinde zum Großteil selbst stemmen muss. "Es gab ein paar Zuschüsse von Stadt, Landkreis, Bezirk und Denkmalschutz", wirbt Lichteneber für Spenden. Größter Kostenfaktor sei der Gerüstbau für den 27 Meter hohen Turm gewesen, verrät Dietrich Kappler vom Kirchbauverein. Daneben floss das Geld in Blitzschutz, Renovierung der Uhr und die neue Dacheindeckung mit Schiefer. Für diesen hatte sich der Kirchenvorstand aus optischen Gründen entschieden. Hauptgrund für die Sanierung war aber das Turmkreuz gewesen, blickt Kappler zurück.

Vor rund sechs Jahren habe ein Feuerwehreinsatz zu Tage gebracht, dass die Bekrönung nicht mehr stabil ist. "Sie war zwar fest verankert, wie ein Test mit einem Autokran erbrachte, aber hat gewackelt." Kappler sorgte sich um einen Ermüdungsbruch bei starkem Wind und dass es dann von der Spitze kracht.

Nun sitzt es wieder fest ganz oben auf der neu vergoldeten Kugel. In der fanden die Handwerker eine Metallplatte aus der Bauzeit der Kirche, wie der Beginn der Inschrift zeigt: "In den Jahren 1848, 1849 und 1850 wurde diese Gottes Acker Kirche erbaut." Danach werden alle Beteiligten aufgezählt, berichtet Kappler.

Ein Bindeglied

Auch das macht klar, welche Bedeutung die Kirche samt Turm hat. Der Kirchturm mit Uhr, Kreuz und Glocken sei "wie eine Antenne Gottes", die Verbindungsmöglichkeit zwischen Himmel und Erde. "Er weckt in uns die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Vertrauen in einer Gemeinschaft", meint Lichteneber in seiner Predigt.

In der erzählt er von drei Steinmetzen. Sie bauen im Mittelalter an einer Kathedrale und einer sagt: "Ich baue am Reich Gottes." Lichteneber hofft, dass die vielen beteiligten Gewerke vielleicht auch dieses Gefühl hatten.

Denn er ist der Überzeugung, dass die Renovierung eine große Wirkung hat – selbst auf einen Vorbeifahrenden: "Er kann für einen Moment angerührt sein von der Ewigkeit."

Spenden für die Turmrenovierung der Hersbrucker Auferstehungskirche sind zu überweisen an: ev.-luth. Kirchengemeinde Stadtkirche Hersbruck, IBAN DE97 7606 1482 0000 0212 61, BIC: GEN0DEF1HSB (Raiffeisenbank Hersbruck), Zweck: Turmrenovierung Auferstehungskirche.

Copyright (c) 2022 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 10.01.2022