Puzzle aus Vertrauen, Orientierung und Wissen

Die Puzzlesteine symbolisieren die drei Bildungswerke der Dekanate Neumarkt, Altdorf und Hersbruck, die nun zu einer Einheit zusammengewachsen sind.
Bildrechte Andrea Pitsch (Hersbrucker Zeitung)

Gründungsfest mit Gottesdienst für das neue evangelische Bildungswerk Neumarkt-Altdorf-Hersbruck "NAH am Menschen"

Sie waren drei Puzzleteile, die allein in ihren jeweiligen Dekanaten herumschwirrten. Doch nun haben sich die drei Bildungswerke in Hersbruck, Altdorf und Neumarkt zu einer Einheit zusammengeschlossen – und aus den Einzelteilen wird ein ganzes Bild, besser gesagt Logo.

Doch bis nun "Geburtstag und Taufe" – wie es Landrat Armin Kroder nannte – zusammengefeiert werden konnten, haben die Verantwortlichen in den drei Dekanaten lange gepuzzelt. Den Spielauftrag dazu gab Klaus Eifler, verriet Neumarkts Dekanin Christiane Murner beim Festgottesdienst.

Er hat das erkannt, was auch Kroder als einen Vorteil des Zusammenschlusses, der Landkreis- und Regierungsbezirksgrenzen überwindet, sieht: Dinge durch gemeinsames Bemühen abseits der ausgetrampelten Wege besser machen. Und dass evangelische Bildungsarbeit eine Hilfestellung bei der Meinungsbildung bieten könne, davon ist Kroder überzeugt. Er selbst sei durch Religion und Schule geprägt worden.

Dass "Glaube und Bildung zusammengehören“, betonte auch Altdorfs Dekan Martin Adel. Und hatte einen Beweis aus der Geschichte parat: "Früher standen die Schulen gleich neben den Kirchen.“ Die Schöpfung des Menschen untermauere diese Ansicht zusätzlich, schließlich kämen in ihm Glaube und Vernunft zusammen.

Doch immer mehr würde die Naturwissenschaft den Glauben aus dem Vernunftdenken heraus verbieten; manche hielten Religion gar für gefährlich, weil sie das eigenständige Denken verhindere. Daher sei es wichtig, ein evangelisches Bildungswerk aus der Taufe zu heben.

Gerade in dieser Zeit, unterstrich Adel, in der Antisemitismus und Rassismus wieder zugenommen hätten. Daher widme sich die neue Einrichtung in einer ihrer vielfältigen Themenreihen dem Festjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. In Anlehnung an diese "wiederzuentdeckende Kultur" hatten die Organisatoren Klezmer-Musik als musikalische Umrahmung gewählt, erklärte Adel. Die präsentierten Anne Barkowski, Wim Scheuerlein und Ulli Reuter an der typisch jammernden Klarinette in Konzertqualität.

Geraunte Erleichterung

Nicht nur diese eindrucksvolle Darbietung zauberte den Anwesenden ein Lächeln unter die Masken, sondern der Anlass an sich. Der den ein oder anderen sichtlich nervös machte – vor allem, weil Festprediger Hans Jürgen Luibl von der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Erwachsenenbildung in Bayern bei Glockengeläut noch nicht da war, wie Adel bei der Begrüßung verriet. Wenig später ging jedoch ein erleichtertes Raunen "Er ist da" durch das Kirchenschiff.

"Ich habe die Autobahnausfahrt verpasst – so viel zum Thema Erwachsenenbildung“, stieg Luibl humorvoll und selbstironisch in seine Rede ein. In dieser ging er vor allem der Frage nach, wie man Bildung und Bibel zusammenbringen könne. Dabei stieß er im "Dreiklang der Bildung" aus Wissen, Gewissen und Weisheit auf Letztere auch in Gottes Wort. Dort werde sie als fröhlich spielender Erstgeborener beschrieben. "Sie ist eine Vorform der evangelischen Bildungsarbeit“, hielt Luibl fest.

Nicht im Elfenbeinturm

Das lobte auch Hans Jürgen Luibl in seiner Festpredigt.
Bildrechte Andrea Pitsch (Hersbrucker Zeitung)

Denn die Weisheit, so stehe es ebenfalls in der Bibel, sei schon immer auf den Marktplätzen dieser Welt vorhanden, da sie von Gott gesandt sei. "Tja, jetzt haben Sie sich solche Mühe gemacht und die Weisheit ist schon da“, meinte Luibl scherzend zu den Bildungsreferenten Sabine Tzschabran (Neumarkt), Nicola Neitzel (Altdorf) und Lydia Kossatz (Hersbruck).

Aber die Frage sei, ob die Menschen die Weisheit erkennen würden und einsetzen können. "Hier setzt das Bildungswerk an.“ Es soll hinausgehen auf die Marktplätze und herausfinden, so die Forderung Luibls, was die Menschen umtreibt, – frei nach Luther – den Leuten aufs Maul schauen. Denn die Risiken der Zeit würden ansteigen und die Menschheit suche nach Orientierung.

Den Kern treffen

Dieses Orientierungswissen, wie es Luibl nannte, sei "das Kerngeschäft des evangelischen Glaubens und damit des Bildungswerks“. Dazu gehöre als Aufgabe ebenso die Vertrauensbildung – in die Zukunft, in den Glauben und in einen selbst. Luibls Fazit: "Das Bildungswerk ist eine Fundagentur für den verloren gegangenen Lebenssinn.“ Denn Kirche könne etwas zum Dasein beitragen, weil sie Hoffnung in die Anliegen der Menschen bringe.

Aber wie soll man die Leute, gerade die Jungen, auf den Marktplätzen der drei Dekanate erreichen? Darüber hatte sich Projektleiter Martin Hoepfner Gedanken gemacht. Über die Homepage www.ebw-nah.de, die in Sachen Angebote noch weiter wachsen soll. Hoepfner warb um mehr Kirchengemeinden: "Die Mitgliedschaft ist kosten-, aber nicht wertlos.“

So sollen die vielen kleinen Puzzlesteine der einzelnen Gemeinden ein großes Ganzes werden. Und auch die Menschen darin, seien einzelne Puzzleteilchen der Bildungsarbeit von "NAH“, das für Neumarkt, Altdorf und Hersbruck steht und eine zusätzliche Bedeutung hat: Es will nah am Menschen sein, denn dort fängt Bildung an, sind die Verantwortlichen überzeugt.

Copyright (c) 2021 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 05.07.2021