Trost in dunklen Herbststunden

Die Choristen bezauberten mit anspruchsvollen Stücken.
Bildrechte Marita Münster (Hersbrucker Zeitung)

"Choristen" brachten in der Stadtkirche Balladen von Brecht und Stücke verschiedener Komponisten zu Gehör

Was entsteht, wenn sich engagierte und gut ausgebildete Sänger aus unterschiedlichen Chören treffen und gemeinsam singen? Ein harmonischer, ansprechender und qualitativ hochwertiger Chorgesang. Davon konnten sich die Besucher einer Veranstaltung in der Hersbrucker Stadtkirche überzeugen.

24 Sängerinnen und Sänger, ganz in Schwarz gekleidet, stellten sich im Chorraum der Stadtkirche auf. Die Bankreihen waren mit erwartungsvollen Besuchern gefüllt.

Klage einer Stadt

"Eine musikalische Lesung der Choristen" stand im Ankündigungstext. Auf dem ausgehändigten Programm-Blatt war die Überschrift "Herbst und Trost" zu lesen. Und das traf es haargenau.Der Abend begann mit der Lesung der "Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens" von Bertolt Brecht. Christian Frische übernahm mit seiner angenehmen Stimme, den fein gesetzten Akzentuierungen und in lebendiger Art die Aufgabe des Rezitators. Musikalisch wurde der Abend mit dem Vortrag der Trauermotette von Rudolf Mauersberger "Wieliegt die Stadt so wüst" eröffnet.

Die Einheit von Chor und Dirigent Gordian Teupke verstand es vortrefflich, den Klagegesang für das zerstörte Dresden den Zuhörern nahe zu bringen. Der Name Fanny Hensel, eine Komponistin der Romantik und die Schwester des wohl bekannteren Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, stand mit einigen Werken auf dem Programm.

Es erklangen "O Herbst" und "Abend", beide mit vertonten Texten von Joseph von Eichendorff, beziehungsweise "Schilflied" mit dem Text von Nikolaus Lenau. Ausdrucksstark und mit einer wunderbaren Dynamik, brachten die Sänger ihre Werke zu Gehör.

Brahms und Eichendorff

Dazu passten die Lesungen "Herbst", oder "Der Unbekannte" von Joseph von Eichendorff vortrefflich. Auch der Komponist Johannes Brahms war mit zwei Werken an diesem Abend vertreten. "Letztes Glück", Text von Max Kalbeck, und "Im Herbst", Text Klaus Groth, waren die vorgetragenen Stücke aus seiner Feder. Dazu die Lesung eines etwas anders gearteten Textes von Else Lasker-Schüler, "Sterne des Fatums", oder die Fabel von Karoline Rudolphi "Die Nachtigall und die Eule".

Vor der eindrucksvoll vorgetragenen Motette und Bitte von Johann Hermann Schein "Wende dich,Herr, und sei mir gnädig"hörten die Besucher die Lesung von Johann Hermann Scheins "Villanelle", einer Gedichtform aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Nach den Betrachtungen des griechischen Philosophen Seneca "Über die Kürze des Lebens" stellten sich die Sänger in einer anderen Formation im Chorraum auf. Denn nun erklang eine Messe für Doppelchor von Frank Martin. Das ist ein anspruchsvolles Werk aus dem 20. Jahrhundert.

Mit hoher Konzentration und großer Souveränität erklangen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei. Der Dirigent forderte viel und die Sänger gaben alles.

Dementsprechend anhaltend und kräftig war der Applaus, nachdem die letzten Töne verklungen waren. Ohne eine Zugabe durften sich die Sänger aber nicht verabschieden. Zuletzt erklang, ebenfalls von Fanny Hensel, "Der Abschied", wieder mit einem Text von Joseph von Eichendorff. Mit diesem zu Herzen gehenden Liedvortrag endete ein außergewöhnlicher Konzertabend.

Seit über 20 Jahren

Der Projektchor "Choristen" existiert, in wechselnder Besetzung, schon seit über zwei Jahrzehnten. Die Sänger absolvieren zwei bis drei Programme jährlich. Sie kommen vorrangig aus der Region Mittelfranken und der Oberpfalz und aus unterschiedlichen Chören. Seit sieben Jahren arbeiten sie nun mit ihrem Dirigenten Gordian Teupke sehr erfolgreich zusammen.

MARITA MÜNSTER

Copyright (c) 2019 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 15.11.2019