Umdenken statt wegwerfen

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Vortrag von evangelischem Forum und Bund Naturschutz – Ein kleiner Laden pfeift auf Verpackung

HERSBRUCK (sb) – Gemeinsam mit dem evangelischen Forum Nürnberger Land lud der Bund zu einer Infoveranstaltung zum Thema Müllvermeidung in das Stadthaus in Hersbruck ein. Referent Thomas Linhardt, Mitbegründer des Nürnberger Ladens „Zero Hero“, zeigt, wie es geht.

Die Deutschen sind Europameister – im Produzieren von Müll. Mit mehr als 5,9 Millionen Tonnen pro Jahr liegen sie traurig an der Spitze. Das Statistische Bundesamt hat 2015 festgestellt, dass jeder Deutsche durchschnittlich 618 Kilo Müll pro Jahr erzeugt – damit liegt die Bundesrepublik trotz der viel gelobten Pfandsysteme und Recyclingfreude auf Platz zwei hinter Dänemark.

Aber ist es denn überhaupt möglich, weniger Hausmüll zu produzieren? Im Supermarkt – auch im Biosupermarkt – ist inzwischen alles eingepackt, das meiste in Plastik. Beim Metzger bekommt man die Ware in Plastiktütchen, jeder Bäckerbesuch „bereichert“ den Kunden um mindestens eine Papiertüte. Manchmal treibt der Verpackungswahn ganz besondere Blüten, wenn Märkte eine geschälte Orange im Plastikbecher anbieten.

In solchen Fällen braucht es Pioniere. Einer von ihnen ist der Referent des Vortrages, Thoma Linhardt, der mit seinem Geschäftspartner in Nürnberg-Gostenhof einen kleinen Laden aufgemacht hat, in dem auf jede mögliche Weise auf Einwegverpackungen verzichtet wird. Seit einem halben Jahr bieten die beiden unter dem Namen „Zero Hero“ lose Waren an und sind ganz überrascht vom Erfolg. Müllvermeidung ist bei Linhardt oberste Devise und wird im Geschäftsmodell konsequent durchgehalten. Die Waren werden in seinem Laden in großen Behältern zur Verfügung gestellt und von den Kunden selbst abgemessen und gewogen. Die Transportbehälter können mitgebracht oder vor Ort für den mehrfachen Gebrauch erworben werden. Das funktioniert nicht nur für Lebensmittel, sondern auch Drogerieartikel wie Seifen, Wasch- und Putzmittel. Sogar die Lieferanten und Großhändler sucht Linhardt nach Qualität der Ware und nach der möglichst müllarmen Anlieferung aus.

Nicht nur Kunden, sondern auch Produzenten hat er damit schon zum Umdenken angeregt. Die Preise im verpackungslosen Laden, so Linhardt, seien im Vergleich zu anderen Biomärkten durchaus wettbewerbsfähig, da die Kosten für Einzelverpackung und Marketing wegfallen. Das hohe Müllaufkommen ist eine Begleiterscheinung der Wohlstandsgesellschaft – wer sich mehr leisten kann, produziert natürlich auch mehr Müll, sagt der Referent. Zur Zeit scheint dieser Trend aber aus dem Ruder zu laufen, meint er.

Einfach nachfragen

Und selbst, wenn man keinen verpackungsfreien Laden um die Ecke hat, kann man durch bewusstes Einkaufen schon eine ganze Menge Müll vermeiden, rät Linhardt. Es sei ganz einfach, darauf zu achten, da wo es möglich ist, unverpackte Ware zu kaufen oder vielleicht sogar einmal nachzufragen, warum Waren nicht auch ohne Plastikhülle angeboten werden können.

Schraubgläser oder Vorratsdosen mitnehmen und beim Metzger fragen, ob die Plastiktüte weggelassen werden kann, Bäckertüten aufheben und mehrfach verwenden oder einfach einen sauberen Stoffbeutel für die Frühstücksbrötchen mitnehmen – das sind Dinge, die jeder beim normalen Einkaufen umsetzen kann, empfiehlt er. Übrigens: Pfand ist nicht gleich Mehrweg. Viele Pfandbehälter werden zwar nach einmaligem Verbrauch zurückgegeben, landen aber dann unweigerlich auf dem Müll, verrät er.

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Müll vermeiden kann jeder. Thomas Linhardt von „Zero Hero“ zeigt, wie es geht. Foto: S. Baderschneider

Copyright (c) 2018 Verlag Nuernberger Presse, Hersbrucker Zeitung, Ausgabe 12.03.2018