Wie ein Mantel für den Sterbenden

Gebannt lauschte der Männerkreis den Ausführungen von Diakon Johannes Deyerl.
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Männerkreis der Stadtkirchengemeinde befasste sich mit dem Tod – Vortrag von Hospizexperte Johannes Deyerl

"Keiner weiß, wie Sterben geht." Damit hatte Diakon Johannes Deyerl von der Rummelsberger Diakonie die volle Aufmerksamkeit des Männerkreises der Stadtkirchengemeinde. Der Leiter der Fachstelle für Hospizarbeit und Palliative Care berichtete im Selneckerhaus zum Thema "Tod und Sterben".

Aus der täglichen Begleitung schwerstkranker Menschen und der Beratung ihrer nächsten Angehörigen breitete Deyerl seine vielfältigen Erfahrungen aus. Wenn die ambulanten Dienste nicht mehr ausreichen, werden eine palliative Pflege und Begleitung notwendig. Antworten sind gefordert, was die Menschen auf dem letzten Weg brauchen. Anhand eines alten Koffers stellen sich Fragen wie: Was packt man ein? Was fehlt vielleicht? Ist der Koffer zu schwer?

Nicht nur der Kranke, sondern auch die nächsten Angehörigen stehen vor schwerwiegenden Entscheidungen, machte Deyerl klar. Wichtig seien insbesondere eine Versorgungsverfügung und eine Betreuungsvollmacht, die rechtzeitig den Willen des Betroffenen dokumentieren, denn anderenfalls werde ein gesetzlicher Betreuer eingesetzt, so der Diakon.

Arbeit im Team

"Palliativ" leitet sich vom Lateinischen "pallium", also Mantel ab. Wie bei St. Martin soll der Schwerstkranke umhüllt werden und sich möglichst gut fühlen können, klärte Deyerl auf. Palliativ-Versorgung setze also voraus, dass eine Krankheit nicht mehr heilbar ist, dass sie schnell fortschreitet und sich dadurch die Lebenserwartung maßgeblich begrenzt.

Die medizinische Versorgung im Krankenhaus findet in diesem Fall dann auf der Palliativ-Station statt, erzählte er. Die Betreuung dort wird durch ein Team aus Medizinern, Sozialpädagogen, Therapeuten und Seelsorgern wahrgenommen. Die zuständigen Palliativ- Stationen für den Landkreis Nürnberger Land sind im Nordklinikum in Nürnberg oder im Klinikum Neumarkt. Dort sei die Bettenanzahl allerdings begrenzt, ebenso die Aufenthaltsdauer, wusste Deyerl.

Zu Hause übernimmt die palliative Versorgung der Hausarzt, der das Team der spezialisierten ambulanten palliativen Versorgung(SAPV) hinzuziehen kann. Dieser Dienst als Palliative Care Team hat seinen Sitz in Hersbruck, so der Diakon. Weitere Unterstützen können Angehörige und Betroffene durch die palliativen Beratungsdienste der beiden Hospizinitiativen (Hospizinitiative der Caritas für Lauf Hersbruck und der Rummelsberger Hospizverein für den südlichen Teil des Landkreises) erfahren, informierte er.

Ausgebildete Ehrenamtliche kommen ins Haus. Und nicht zuletzt gibt es das Angebot der stationären Hospize – Nürnberg Mögeldorf/ Mathildenhaus und Haus Xenia. Hier gelten besondere Aufnahmekriterien, die zu beachten sind. Weithin unbekannt ist, dass rund 52 Prozent der Sterbenden im Krankenhaus, etwa 34 Prozent im Pflegeheim, rund neun Prozent zuHause und fünf Prozent im Hospiz von dieser Welt Abschied nehmen, brachte der Experte einige Zahlen ins Spiel. Angesichts von 50 Prozent Singlehaushalten, der Alterspyramide und vieler fehlender Pflegekräfte werde die Gesellschaft lernen müssen, zusammenzurücken und selbst vermehrt an der Versorgung Pflegebedürftiger, alter und schwerstkranker Menschen mitzuwirken, meinte er.

Diakon Deyerl gab noch zwei Gedanken mit auf den Heimweg:" Sich helfen zu lassen, will gelernt sein" und "Rechtzeitig mit den nächsten Angehörigen reden", denn sie sind von den Entscheidungen genauso betroffen. Über den Abend breitete sich aber dennoch keine düstere Wolke der Hoffnungslosigkeit, es durfte auch mal geschmunzelt werden.

(c) 2018 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 25/06/2018

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