Wie eine Familie – Neues Angebot der Stadtkirchengemeinde für Eltern und Kinder

Die Besucher des neuen Treffens haben eigens ein Plakat mit ihren Fingerabdrücken angefertigt.
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Anja Schiller grübelt ein bisschen: "Angebote für Familien gibt es hier schon, aber nur punktuell." Das schaffe aber keine Gemeinschaft – und genau das wollen sie und Vera Fürst mit der "Familienbande der Stadtkirche" erreichen.

Ein Gottesdienst sei dafür zu starr, findet Fürst. Um Türen zu öffnen für alle Menschen, brauche es ein niederschwelliges, lockeres Treffen, stimmt Schiller zu. Nur so könne man versuchen, dass die, die kommen, in der Gemeinde und in Hersbruck heimisch werden. "Das ist ein aktiver Prozess", betont Fürst.

Und aktiv waren die rund 20 Personen plus "ein bis zwei Überraschungsfamilien" bei den bislang fünf Terminen im vergangenen Jahr. "Die Gruppe war stimmig und passend, aber wir begrüßen gerne neue Gesichter bei uns", sagt Fürst, "wir wollen die Verinselung aufbrechen und alle auf unsere Insel einladen".

Weg von der Insel

Die Idee zur Familien-Insel hatte Anja Schiller, der "kreative Kopf", wie sie Fürst nennt, als sie nach Hersbruck gezogen war. Als "aktive Christin" habe sie die bestehenden Angebote besucht. "Es war schade, dass nach dem Gottesdienst alle wieder nach Hause gegangen sind, ich hätte mich mit den Menschen gerne mehr ausgetauscht und verbunden." Wie könne das gehen? "Gemeinsam Freizeit gestalten unter dem Dach der Kirche." Pfarrer Thomas Lichteneber sei laut Fürst vom Vorstoß begeistert gewesen und wünschte sich, dass der Kirchenvorstand die Aktion begleite – damit war plötzlich Vera Fürst mit im Boot. "Wir sind keine unterbeschäftigten Hausfrauen. Uns liegt die Gemeinde am Herzen und wir möchten, dass die Kinder in diese hineinwachsen", erklärt Fürst.

Auch Lichteneber schätze, dass es für die Heranwachsenden mit der "Familienbande" etwas zwischen Taufe und Konfirmation gebe. In Kombination mit anderen Projekten und Gottesdiensten soll somit zwei Mal im Monat ein Angebot für Familien vorhanden sein – eines, das "Kraft für die Woche" gibt, denkt Fürst. Daher kommt die "Familienbande" immer Sonntag am Nachmittag zusammen.

Damit werde zugleich auch der Bezug zur Kirche unterstrichen, sagen die beiden Frauen – auch wenn ihr Ansinnen lautet: "Spaß haben, Freizeit gestalten, sich auspowern und entschleunigen." Denn "wir wollen christliche Werte in die Herzen pflanzen".

Deswegen gibt es einen Impuls zum Thema des Treffens, ein Gebet, Segen und christliche Basteleien für die Kleinen. "Diese festen Bestandteile sollen eine Orientierung, wie ein Liturgie, sein", erläutert Schiller. Aber keiner müsse Angst haben, dass das Vater Unser abgefragt wird oder man das Glaubensbekenntnis braucht, schiebt Fürst rasch hinterher. Die ersten fünf Treffen seit Mai vergangenen Jahres hätten bewiesen, dass in der "Familienbande" jeder willkommen sei, sind die beiden überzeugt: "Bei unserer Premiere war auch eine Alleinerziehende da und dank des ungezwungenen Flairs sind die Mauern zwischen allen schnell gefallen", erinnert sich Fürst.

Beten im Moos

Das mussten sie auch, galt es an Himmelfahrt eine Kirche aus Ästen, Moosen und Stämmen im Wald zu bauen. "Bei der Herbstolympiade haben wir Eichelmengen geschätzt und Kastanien-Weitwurf veranstaltet", erzählt Schiller. Grill- und Lichterfest folgten.

Am kommenden Sonntag steht Fasching im Fokus. "Der hat zwar keinen konkreten Bezug zum christlichen Jahreskalender, aber man kann ihn schön zum Thema 'Rollen' verwenden", verrät Schiller. Menschen seien Eltern, Freunde, Kollegen, Fußballer, und überall wollen sie angenommen sein. "Wir werden uns natürlich auch verkleiden und Krapfen essen." Den weiteren Plan hat Schiller bereits im Kopf: Ostern, Höhlenwanderung, Familienolympiade, Sammelaktion stehen darauf.

Spiel und Spaß – wie bei der Seifenblasenaktion – gehören bei der "Familienbande" immer dazu.
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Spiel und Spaß – wie bei der Seifenblasenaktion – gehören bei der "Familienbande" immer dazu.

"Wir haben schon das Gefühl, dass jeder, der einmal da war, wieder kommt." Sie hätten gemerkt, dass die Kinder zum Beispiel beim Fangen-Spielen schnell in Kontakt miteinander kämen – und damit auch die Eltern. "Das weitet sich dann ins Private aus und man hilft sich auch da oder trifft sich auf der Straße und kann Small Talk machen", beschreibt Fürst. Daraus könne viel erwachsen – zum Beispiel eine Familienfreizeit übers Wochenende oder neue Freundschaften.

Die "Familienbande" trifft sich sonntags von 15 bis 17 Uhr im Selneckerhaus, und zwar am 16. Februar zu "Wir feiern Fasching", am 15. März zu "Wir freuen uns auf Ostern", am 17. Mai zur "Familienolympiade" und am 21. Juni zur Höhlenwanderung. Weitere Infos bei Anja Schiller (Tel. 0160/3136767) und Vera Fürst (Tel. 09151/9619421).

Copyright (c) 2020 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 15.02.2020