Dem Missionar ganz nah

Gerda Stollner verstand es, die Zuhörerschaft des Männerkreises in ihren Bann zu ziehen.
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Männerkreis – Herren der Stadtkirchengemeinde besuchten das Johann-Flierl-Museum.

Die Leiterin der ehrenamtlichen Museumsinitiative Gerda Stollner hat einer Gruppe der Stadtkirchengemeinde Hersbruck das Wirken des ersten deutschen Missionars und Gründers der Neuendettelsauer Mission in Papua-Neuguinea nahegebracht. Zahlreiche Hörproben, Dokumente aus dem persönlichen Nachlass, aus Archiven und Lebensbeschreibungen sowie viele Erinnerungsstücke wurden zu diesem Zweck zusammengetragen.

Johann Flierl wurde am 16. April 1858 in Buchhof, einem Weiler bei Fürnried, als Sohn eines Kleinbauern geboren. Schon mit neun Jahren verspürte er den Wunsch, Missionar zu werden. Er war lerneifrig und lesebegierig. Als er schließlich mit 13 Jahren zusammen mit seinem Vater die damals mühselige Fahrt nach Neuendettelsau auf sich nahm, wurde er im Hinblick auf sein noch jugendliches Alter zurückgewiesen. Vier Jahre später wiederholte er diese Reise, diesmal mit dem erwünschten Erfolg.

Nach der Ausbildung zum Missionar war für Johann Flierl zunächst Südaustralien der erste Sendungsort. Hier lernte er die Pfarrerstochter Beate Auricht kennen und heiratete sie. Mit ihr hatte er vier Kinder. Der 12. Juli 1886, als er erstmals den Boden Neuguineas betrat, gilt dort bis heute als hoher Feiertag. Sein Anliegen war es, behutsam auf die ihm fremden Einwohner zuzugehen, Misstrauen aus dem Weg zu räumen und Verständnis aufzubauen. Den evangelischen Glauben wollte er den Einheimischen nicht einfach überstülpen - interessanterweise hielt er die erste Taufe erst 13 Jahre später.

Seinen Wirkungskreis baute er planmäßig mit weiteren Stützpunkten aus. Ihm gelang es schließlich, dass die Neuendettelsauer Missionare auch nach dem Ende der Kolonialzeit 1918 in Neuguinea weiterarbeiten durften. Nach 44 Jahren im Missionarsdienst nahm er 1930 Abschied "von seiner Insel" und hinterließ mehrere Missionsstationen und 25.000 getaufte Christen.

Heute bildet die evangelische Gemeinde mit rund 1,5 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte Konfession nach der katholischen Kirche. Im Alter kehrte Johann Flierl nach Neuendettelsau zurück. Hier starb er 1947 hochbetagt mit über 89 Jahren.

Copyright (c) 2023 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 04.04.2023