"Ich setze meine eigenen Fußstapfen"

Heidi Brettschneider an ihrem Arbeitsplatz, wo sie, neben der Kirche, am meisten Zeit verbringt.
Bildrechte M. Wildner (Hersbrucker Zeitung)

Heidi Brettschneider blickt auf ihr erstes Jahr als Dekanatskantorin in Hersbruck zurück – Kinderchor wiederbelebt

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass Hersbruck eine neue Kantorin bekommen hat. Heidi Brettschneider führt nicht nur die Arbeit von Karl Schmidt fort, sondern hat auch eigene Ideen umgesetzt.

"Ich war ziemlich schnell voll drin", erinnert sich Heidi Brettschneider an ihren Start vor gut einem Jahr. Das liege nicht nur an den vielen netten und offenen Menschen hier, sondern auch an ihrem Vorgänger Karl Schmidt, der ihr noch immer in allem beistehe – egal, ob er den Part an der Orgel übernimmt oder das Dirigat in der Stadtkirche leitet, wenn Brettschneider selbst vor den Tasten sitzt. "Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass man sich freut, dass ich hier bin."

Casting für Sängerinnen

Das habe sie "beflügelt" und vielleicht auch motiviert, eigene Ideen umzusetzen. So wie das Frauenvokalensemble, ein Projektchor, der vergangenes Jahr seinen ersten Auftritt hatte. Über ein Casting hat Brettschneider die 16 Damen gefunden, einige kamen aus schon bestehenden Chören der Kantorei, andere haben durch Mundpropaganda hinzugefunden. Die "sehr gute Sangeskultur" in der Region habe der Dekanatskantorin dabei in die Karten gespielt.

Außerdem hat sie der Bläsergruppe des Gospelchores einen eigenen Auftritt gegönnt: "Ich fand sie so gut, dass sie es verdient hatten", sagt Brettschneider und ließ die Gruppe die Symphonische Suite von Traugott Fünfgeld in der Stadtkirche intonieren.

Ein Projekt, das sowohl ihr am Herzen lag als auch dem Dekanat, war die Nachwuchsförderung: Ein Kinderchor oder eine Blockflötengruppe sollte eingerichtet werden. Für Brettschneider war klar: Der Kinderchor reizt sie musikalisch mehr.

Den Blockflötenunterricht übernimmt nun Karl Schmidt. Er soll immer donnerstags um 14.30 Uhr im Selneckerhaus stattfinden.

Mit Brettschneider lebt nun auch der Kinderchor wieder auf, der schon unter Schmidt bekannt war. Kürzlich hatten die Kinder ihren ersten Auftritt in der Stadtkirche und im Juli soll es im Selneckerhaus ein Kindermusical geben. Dafür hat Brettschneider einen Teil des "Ritter Rost" in ein Theaterstück umgewandelt.

Mit dem Chor will sie zwar christliche Inhalte näherbringen, aber es sollen auch weltliche Stücke gesungen werden." Damitk ann vieles spielerischer vermittelt werden", erklärt sie. Bisher gibt es eine Gruppe der "Kleinen" im Vorschulalter und eine "ältere" Gruppe, in der aktuell Kinder bis zwölf Jahre mitsingen. In beiden ist noch Platz für weitere Sänger.

Offen und neugierig

Im Vergleich zu Nürnberg, wo Brettschneider vorher gearbeitet hat, sei sie nun zwar mehr eingespannt, weil das Dekanat sehr groß sei und viele neue Aufgaben hinzugekommen seien. Dafür stehe sie nun mehr in der Öffentlichkeit und habe dadurch weniger Probleme, die Kirche bei Konzerten voll zu bekommen. "In einer Großstadt hat man natürlich mehr Konkurrenz", sagt sie, nicht nur beim Thema Veranstaltungen, sondern auch, was die Sängersuche für neue Chöre angehe. Und sie erlebe die Menschen in der Umgebung auch als sehr offen und neugierig, weshalb ihr die Arbeit weiterhin viel Spaß bereite.

Vor dem Arbeitspensum habe sie zu Beginn natürlich auch Respekt gehabt – vor allem, weil sie oft von den "großen Fußstapfen" gehört hatte, in die sie treten sollte. Aber sie wollte von Anfang an auch ihre eigenen Schwerpunkte setzen. "Ich studiere mit einem Chor zum Beispiel lieber weniger Stücke ein und feile dafür mehr an diesen", sagt Brettschneider. Deshalb seien ihr die großen Fußstapfen gar nicht so sehr aufgefallen: "Ich setze lieber meine eigenen daneben."

Copyright (c) 2019 Verlag Nürnberger Presse, Ausgabe 22.05.2019