Nase für Elisabeth?

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Bildrechte M. Wildner

Flüchtlingsverein möchte Statue provisorisch restaurieren

HERSBRUCK (mw) – Eine Nase beschäftigt gerade die Deutschgruppe des ökumenischen Vereins für Flüchtlinge, Asylsuchende und Migration in Hersbruck: Diese fehlt nämlich der „Heiligen Elisabeth“, deren Steinfigur über der Tür der Spitalkirche wacht. Die Gruppe möchte ihr aus mehreren Gründen wieder zu einer neuen Nase verhelfen und hat sich deshalb mit einem offenen Brief an die Stadt Hersbruck gewandt.

Die Spitalkirche sei für die Gruppe aus mehreren Flüchtlingsfrauenein Ortder Ruhe,andemsie sich Gedanken über ihr Schicksal und das ihrer Lieben machen, heißt es in dem Brief, den die Frauen gemeinsam mit Marianne Ermann vom ökumenischenVerein für Flüchtlinge, Asylsuchendeund Migration verfasst haben.Besonders die Heilige Elisabeth hätte es ihnen angetan: Auch in Syrien, Rumänien oder im Irak sei sie bekannt und werde für ihre Tatender Nächstenliebe geschätzt.

„Sie war eine gute Frau“

Genau deshalb zeigten sie sich besorgt, als sie entdeckten, dass der Steinfigur am Eingang der Kirche die Nase fehlt. Ein verunstaltetes Gesicht bedeute im islamischen Raum außerdem, dass eine Frau für etwas angeblich Schlimmes bestraft wurde. „Sie war aber eine gute Frau“, heißt es aus denReihen der Asylbewerberinnen. „Sie hat immer allen geholfen: Fremden,Kranken und Alten.Jetzt möchten wir ihr helfen.“ Fatimahs Mann aus Syrien hat sich schon angeboten: Als gelernter Restaurator und Bildhauer könnte er der Figur vorübergehend eine neue Nase schenken.

Mitdem Brief ist die Gruppeauch vor kurzem an die Stadt herangetreten. Stadtbaumeister Lothar Grimm lobt die Idee, sich einbringen zu wollen. Allerdings müsse das zunächst mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden, so wie die komplette geplante Sanierung der Spitalkirche. Das sei wichtig, weil sonst die Förderfähigkeitverloren gehen könnte.

Im Rahmen der Komplettsanierung sollen auch die Figuren und Bildnisse restauriert werden. „Wir werden einen extra Restaurator für den Innenraum sowie für die Kunstgegenstände beauftragen“, so Grimm. Er wolle den Vorschlag aus dem Brief in die Gespräche mit einbringen und erwarte ein Gutachten des Restaurators bis zirka Mitte des Jahres.

„Wir haben schon darüber gesprochen, dass das alles nicht so einfach ist“, sagt Ermann. Aber die Frauen schlagen vor, nicht so lange zu warten und bis dahin der Heiligen Elisabeth eben zu einer provisorischen Nase verhelfen.

Der Brief hat aber noch einen anderen Hintergrund: „Wir haben damit gelernt, was bürgerschaftliches Engagement ist“, sagt Ermann. Zwei wichtige Fragen dabei: Wie funktioniert Demokratie? Und an wen kann ich mich mit einem öffentlichen Anliegen wenden?

Die Schülerinnen lernen auch, was es heißt, die Initiative zu ergreifen. Dass die nicht immer gleichvon Erfolggekröntist,seiden Damen bewusst. „Aber wenn man etwas nicht versucht, hat man gar keine Chance“, so Ermann.

Außerdem könne eine Sprache viel leichter erlernt werden, wenn sie angewandt und mit Inhalten gefüllt wird. Die Frauen lernen also nicht nur Deutsch, sondern auch etwas über die Kultur und Religion ihrer aktuellen Heimat. Und nicht zuletzt stecke eine gute Portion Motivation dahinter, zu sehen, was sie mit dem Erlernten bereits ausdrücken können.

Dienstag und Mittwoch gibt es einen Deutschkurs für Anfänger, Donnerstag und Freitag für Fortgeschrittene. Renate Heimbucher leitet sie im „Komm“ in der Prager Straße.

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Bildrechte M. Wildner

Der Deutschkurs des Integrationsvereins möchte der Statue der Heiligen Elisabeth gerne eine neue Nase schenken.

(c)2018 Verlag Nuernberger Presse, Hersbrucker Zeitung, Ausgabe 20/01/2018