Trotz Nachdenklichkeit fehlt Freude nicht

2018-05-KonzertWeiss
Bildrechte H. Neitz (Hersbrucker Zeitung)

Der Songpoet Andi Weiss trat in der Hersbrucker Stadtkirche auf - Lieder vom Ernst des Lebens und von der Liebe / Der Songpoet Andi Weiss gab in der Hersbrucker Stadtkirche ein ebenso bemerkenswertes wie außergewöhnliches Konzert. In seinen Liedern und Texten erzählte er einem kleinen Publikum von Erfahrungen, die er mit sich und seinen Mitmenschen gemacht hat.

Sein christlicher Glaube ist dem Diakon bei seinen Erzählungenund Piano-Arrangements ein wesentliches Fundament. Sein neues Album „Laufen lernen“ stand im Mittelpunkt seiner musikalischen Kurzgeschichten, in denen er seine Liebe zum Leben und zu den Menschen zum Ausdruck bringt. Gleich zu Beginn fordert er die Konzertbesucher auf: „Kommen Siemit auf eine Reise durch das Leben“, und empfiehlt, „Gutes zu inhalieren und Schönes nicht zu vergessen“.

Als großes Glück empfindet er seinen dreijährigen Sohn, den er zwar nicht vor dem Fallen schützen kann, ihm aber versichert: „Aber ich bin da, und wenn irgend möglich, fall' in meine Arme“. Doch Kinder werden groß, das weiß auch ein Liedermacher und thematisiert den zu erwartenden Abschied aus dem Elternhaus.

In kurzen Anekdoten fragt Weiss nach Gott. Wo war er denn, als so viele schlimme Dinge passierten? Die Antwort liefert er gleich selbst: Er habe auch den Menschen beigestanden, die in Angst und Not waren. Gebetet sei auch in Auschwitz worden. Weiss erzählt von vielen Begegnungen, die oft auch sehr emotional waren und ihn tief berührten. Dabei gelingt ihm scheinbar mühelos, gekonnt und dennoch würdevoll der Spagat zwischen prallem Leben, schweren Schicksalen und im wahrsten Wortsinn „todernsten“ musikalischen Erzählungen. Da ist zum Beispiel die Frau, die schwer krank war. Der Arzt stellt sie vor die Wahl: OP oder sterben, und schildert ihr aber auch klar die gravierenden Nebenwirkungen einer Operation.

In seinen Liedern erzählt Weiss von der enormen Schönheit und der positiven Kraft des Lebens und der Liebe. Aber in vielen Gesprächen mit alten oder schwer kranken Menschen hat er wohl auch erfahren, dass der Glaube die Angst vor dem Ende in Hoffnung verwandeln kann. Einen Denkanstoß gibt er noch mit Hilfe der deutschen Grammatik, Futur II: Ich werde gewesen sein, könne man formulieren, und sich dann aufrichtig fragen: Was habe ich getan und bewirkt, wenn der Vorhang fällt?

Die drei Sätze: „Du bist geliebt, behalte diesen Schatz und denk daran, wenn alles um dich zu zerbrechen droht“, gibt der Poet den Besuchern mit auf den Heimweg.

Der Reinerlös des Abends – unterstützt von der Sparkasse und der Evangelischen Bank Nürnberg – kommt der Stiftung „Wings of Hope“ zugute.

HELMUT NEITZ

Bild oben: Lebensbejahend, tiefgründig und manchmal auch mit Schmunzeleffekt, schildert der Songpoet die vielseitigen Dimensionen des Lebens. Foto: H. Neitz

Copyright (c)2018 Verlag Nuernberger Presse, Hersbrucker Zeitung, Ausgabe 10/05/2018